Erik Porge Schöne Paranoia

Wilhelm Fließ, die Plagiatsaffäre und Sigmund Freud

Aus dem Französischen von Mai Wegener

Cover
Vergriffen
Der Berliner Arzt Wilhelm Fließ ist dadurch in die Geschichte eingegangen, dass er mit Sigmund Freud während der Anfänge der Psychoanalyse in regem brieflichem Gedankenaustausch stand. Freud seinerseits nahm über viele Jahre hinweg Anteil an der Arbeit von Fließ, der eigenwillige Theoreme über eine bisexuell konnotierte Periodizität des Lebens entwarf. Das Ende dieser Freundschaft wurde durch den Vorwurf von Fließ an Freud eingeleitet, er habe seine Ideen an Otto Weininger weitergegeben, der ihm so mit deren Publikation zuvorgekommen wäre. 1906 zettelt Fließ öffentlich einen Plagiatsstreit an, der eine Zeit lang die Gemüter erhitzte. Aber ist dies heute noch von Interesse?

Erik Porge hat bisher unbekanntes biographisches Material über Fließ und seine Familie zusammengetragen und analysiert die Hintergründe des Streits. Er greift dabei die These der »Paranoia scientifica« auf und zeigt, dass die wissenschaftliche Arbeit Fließ zeitlebens vor psychotischen Attacken bewahrt hat, dass sie andererseits die Spuren des psychotischen Phantasmas trägt.

Hier zeigt sich auch die allgemeinere Bedeutung dieses Streits. Indem sich Porge mit dem Umfeld des Entstehens der neuen Disziplin der Psychoanalyse, mit der Entwicklung von neuen Theorien in den Wissenschaften und der problematischen Vorstellung von »geistigem Eigentum« befasst, steht Schöne Paranoia an einem Kreuzungspunkt von kulturwissenschaftlichen und wissenschaftstheoretischen Fragestellungen. Wo verläuft die Trennlinie zwischen dem tragfähigeren Wissen Freuds und den delirierenden Theorien von Fließ?

Das Buch enthält umfassendes Quellenmaterial.

Biographisches:
Erik Porge, geb. 1945, arbeitete als Psychoanalytiker sowie Psychiater in Paris. 1981 hat er die Zeitschrift Littoral mitbegründet, heute gibt er die Zeitschrift Essaim heraus. Er ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher.
Vol d’idées? erschien bei Denoel, Paris 1994
Buchdetails
ISBN 978-3-85132-373-3
16 x 24  , 318 S., € 29,-
Erstauflage: 2005
Paperback mit Schutzumschlag (EBr) Vergriffen. EAN: 9783851323733