Mit Faux pas erschien 1943 bei Gallimard jenes Buch, das als große »Zäsur« im Wirken Blanchots begriffen werden kann. Mit dieser ersten Sammlung literaturkritischer Miniaturen ließ Blanchot die Zeit nicht unumstrittener politisch-journalistischer Kommentare hinter sich und vollzog entgültig den Schritt ins literaturkritische Feld – ein doppelter Faux-pas: ein Schritt heraus aus einer kompromittierenden politischen Publizistik und ein Schritt hinein in den literarischen Raum, in dem jeder Schritt nur in eine bodenlose Leere führen kann.
Auf seine unnachahmliche Weise unterzieht Blanchot Texte von Meister Eckhart bis Sören Kierkegaard, von Baudelaire und Mallarmé bis Rilke sowie von Melville und Virginia Woolf bis Ernst Jünger einer unerbittlichen Befragung, die in jene dunkle Region führt, in der die Frage danach, »wie eine Literatur möglich sei«, überhaupt erst gestellt werden kann.
Biographisches:
Maurice Blanchot (1907-2003) war ein französischer Journalist, Literaturtheoretiker und Schriftsteller mit großem Einfluss auf die poststrukturalistische Theorie.
Marco Gutjahr arbeitet an der Universität Rostock zu literaturtheoretischen Konzepten und Methoden sowie zur Geschichte und Theorie visuellen Wissens; er ist Übersetzer literarischer und theoretischer Werke aus dem Französischen.