Michel Foucault
Sexualität
Die Vorlesungen von Clermont-Ferrand (1964) und Vincennes (1969)
Hg. von Claude-Olivier Doron und François Ewald
Aus dem Französischen von Florentine Emmelot und Johannes Kleinbeck
Originaltitel: La sexualité, Cours donné à l’université de Clermont-Ferrand (1964), suivi de Le discours de la sexualité, Cours donné à l’université de Vincennes (1969), Paris 2018
»Im Vergleich zum sexuellen Glück eines Farns sind wir ziemlich armselig, ja völlig inexistent.«
In den 1960er Jahren, lange vor seinen berühmten vier Bänden über die Geschichte der Sexualität, von denen der erste 1976 erschien, hielt Michel Foucault in Clermont-Ferrand und Vincennes zwei umfangreiche Vorlesungen über den Diskurs der Sexualität. In ihnen begegnen wir einem weitgehend unbekannten Foucault: Im Gespräch mit den großen Fragen seiner Zeit führt Foucault die Entdeckungen der Biologie gegen die Restriktionen der zeitgenössischen Sexualmoral ins Feld und analysiert das Sexualverhalten im Licht der Kybernetik.
Auf dem Höhepunkt der Studierendenbewegung problematisiert er aber auch Herbert Marcuses Utopie einer freien Liebe. Denn für Foucault streicht sie gerade das aus, worin er – anders als in seiner späteren Geschichte der Sexualität – den wesentlichen Zug der Sexualität erkennt: ein transgressives, tragisches Begehren.
Das Manuskript enthält keine ausgearbeiteten Vorlesungstexte, sondern geordnete Notizen, die von den Herausgebern François Ewald und Claude-Olivier Doron umfangreich kommentiert werden.
»Foucaults frühe Vorlesungen liefern uns eine Archäologie jener Sprechweisen, in denen die heutigen Queer- und Transdiskurse ihre Kritik formulieren. Eine notwendige, kontroverse und faszinierende Lektüre, die den Einsatz von Foucaults kritischem Projekt verdeutlicht und zugleich nachvollziehbar macht, warum bestimmte Diskurse über Begehren, Lust und Sexualität uns bis heute prägen.«
Paul B. Preciado