Resonanzen des Tragischen
Zwischen Ereignis und Affekt
Diese Studie widmet sich dem Tragischen in einem Spannungsfeld von inszenatorischen Techniken, Konzeptionen und Verfahren, die den Momenten der Unterbrechung, der Aussetzung, der Störung und dem Unbestimmbaren durch ek-statische Körperlichkeit folgen. An der ereignisgenerierenden Struktur und Funktion lassen sich formale und wirkungsästhetische Ordnungen erkennen, die mit neuen Konstellationen von Fiktion und Chorischem, von Abwesenheit und Anwesenheit einhergehen.
Aus dieser Perspektive geht das Tragische von der Darstellung einer schauderhaften Ungeheuerlichkeit an der Grenze des Vorstellbaren durch den im mehrfachen Sinne bewegten Körper aus; doch wie genau wird Ambivalentes, Doppeldeutiges und Paradoxes über Pathosfiguren und -figurationen in Szene gesetzt, sodass das Tragische erscheinen kann?
Über zwei exemplarische Inszenierungen des 18. und des 19. Jahrhunderts – Jean Georges Noverres Der »Gerächte Agamemnon« (1771) und Luigi Manzottis »Excelsior« (1881) – werden Resonanzen des Tragischen zwischen Ereignis und Affekt en détail erörtert, um schließlich mit dieser Perspektive zeitnähere Aufführungen thesenhaft zu beleuchten. Die Studie versteht sich als Beitrag zur Wiedergewinnung der disziplinübergreifenden (diskursiven) Präsenz des Tragischen und des Pathos. Im Fokus steht deren vernachlässigte kinetische und kinästhetische Bedeutung.