Chantal Maillard hat einen sprachlich eleganten Essay mit einem radikalen Kern geschrieben. Das Bild einer von den Göttern verlassenen Welt, in der das Leben in all seinen Erscheinungen von einer ursprünglichen Gewalt regiert wird, zeichnet eine Schöpfungsgeschichte der anderen Art. Im »Kreislauf des Hungers« erhalten Fragen von Schuld und Unschuld, erlittenem und zugefügtem Leid, Mutterschaft und Tod keine unmittelbar tröstliche Antwort.
Dieses Buch ist die sehr persönliche Suche der Autorin nach einem Raum, in dem unsere aggressivsten Triebe außer Kraft gesetzt werden und ein Mitgefühl möglich ist. In diesem Raum hallen die Stimmen der griechischen Mythen und der vedischen Philosophie, von Albert Camus, Pascal Quignard und Arthur Schopenhauer wider.
Die Schwierigkeit dieses Mitgefühls jenseits der gängigen Moralvorstellungen verdichtet sich in der Figur der Medea, der mordenden Mutter, und erreicht ihren Höhepunkt in der verstörenden Szene, in der Mermeros, der ältere Sohn, der Mutter den Strick reicht, mit dem diese ihn aufhängen wird.
Biographisches:
Chantal Maillard (* 1951 in Brüssel) ist eine belgisch-spanische Philosophin, Essayistin und Lyrikerin. Nach der Promotion in Philosophie an der Universität von Málaga und dem Studium der indischen Philosophie und Religion an der Universität von Benares lehrte sie bis 2000 an der Universität von Málaga. Chantal Maillard lebt heute als freie Autorin und ist eine vielbeachtete Stimme in der spanischen kulturellen Welt. Ihr Werk (darunter
Matar a Platón, 2004, L
a razón estética, 2017, und die Gedichtsammlung
Lo que el pájaro bebe en la fuente y no es el agua aus 2022) ist einem breiten Publikum bekannt und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.