»Dass das Verhältnis von Literatur und Politik im Mittelpunkt einer Schrift über Peter Handke steht, dürfte wenige Leser überraschen. Bemerkenswert an diesem Großessay des österreichisch-amerikanischen Philosophen Erik Vogt ist aber die kritische Genauigkeit, die Um- und Weitsicht, mit der hier sowohl das künstlerische Selbstverständnis Handkes als auch dessen intellektuelle Affinitäten zu Heideggers onto-typologischem Dichtungsbegriff erhellt werden.
Vogts sorgfältige Erwägung der Parallelen zwischen Heidegger und Handke ermöglicht es, Handkes Romantik theoretisch genau zu bestimmen, nämlich als mytho-poetisches Restitutionsbegehren, das mit Heideggers Hölderlin-Vorlesungen nicht nur den Glauben an die Kraft der literarischen Sprache teilt, ein ursprünglicheres und nicht-entfremdetes Verhältnis von Mensch und Welt zu stiften; der österreichische Dichter wiederholt auch auf unheilvolle Weise den völkischen Antimodernismus des deutschen Denkers.
Vogts kluge Kritik an Handkes Ursprungs- und Eigentlichkeitswahn ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der ideologischen Abgründe der österreichischen und deutschen Geistesgeschichte – und ist angesichts der Wende Europas, sich gegen vermeintlich ›Uneigentliche‹ abzuschotten, von höchster Aktualität.«
Ulrich Plass, Professor of German Studies, Wesleyan University, Middletown, Connecticut, USA
Biographisches:
Erik M. Vogt, geboren in Oberösterreich, ist Gwendolyn Miles Smith Professor für Philosophie am Trinity College in Hartford, USA. Er ist an der Universität Wien habilitiert und unterrichtete u.a. an der Loyola University in New Orleans, am Wadham College in Oxford (England) und an der Universität Wien.
Autor und Herausgeber u.a. von
Slavoj Žižek und die Künste (2022),
Zwischen Sensologie und ästhetischem Dissens. Essays zu Mario Perniola und Jacques Rancière (2019),
Ranciere und die Literatur (2020),
Ästhetisch-Politische Lektüren zum Fall Wagner (2015),
Sartre und Fanon (2012),
Slavoj Zizek und die Gegenwartsphilosophie (2011) und
Zugänge zur politischen Ästhetik (2003); weiters Mit-Herausgeber u.a. von
Was ist Kontinentalphilosophie? (2003),
Derrida und die Politiken der Freundschaft (2003),
Über Zizek (2004),
Über Sartre (2005),
Derrida und Adorno (2008)
Monstrosity in Literature, Psychoanalysis and Philosophy (2012),
Delimiting Experience (2013) und
Bruchlinien Europas (2016) (alle bei Turia + Kant).