Slavoj Žižek
Der Mut, den ersten Stein zu werfen
Das Genießen innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft
Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Erik M. Vogt
Originaltitel: For They Know Not What They Do, er engl. Text erschien als Vorwort zur 2. Auflage von »For They Know Not What They Do«
Diesen Text schrieb Slavoj Zizek als Vorwort für die zweite Auflage von »For They Know Not What They Do«, und er ist alles andere als eine weihevolle Feier seines Erfolges. Im Gegenteil, er ist eine radikale Selbstkritik. Zizek attackiert hier das, was er als die »philosophische Schwäche« seines frühen Denkens bezeichnet: seine »quasi-transzendentale Lektüre von Lacan, deren Brennpunkt der Begriff des Realen als unmögliches Ding an sich bildet«; und seine »Ethik des reinen Begehrens«, welche den Weg »für eine Verherrlichung des Scheiterns« eröffnet habe, d.
h. für »die Idee, dass jeder Akt letztlich fehlschlägt, und dass die richtige ethische Haltung darin bestehe, dieses Scheitern heroisch zu akzeptieren«. Überdies finde diese »philosophische Schwäche« ihren präzisen Ausdruck in einer »politischen Schwäche«, die für Zizek »in enger Verbindung mit den Überresten einer liberaldemokratischen politischen Haltung« steht.
Dieser unauffällig als Vorwort getarnte Text enthält also also eine Theorie seiner Theorie ebenso wie dasjenige philosophisch-politische Programm, welches die meisten seiner nachfolgenden Bücher hartnäckig und auf bewundernswert konsistente und systematische Weise verfolgen und auf den Begriff bringen werden: »Ich bedurfte Jahre harter Arbeit, um diese gefährlichen Residuen bürgerlicher Ideologie klar auf drei miteinander verbundenen Ebenen zu identifizieren und zu liquidieren: Diese drei Ebenen sind: die Klärung meiner lacanianischen Hegel-Lektüre; die Ausarbeitung des Begriffs des Aktes; und eine spürbare Distanz zum Demokratie-Begriff.«
Erik M. Vogt verfolgt in seinem Nachwort Zizeks »harten Weg zum dialektischen Materialismus« mit großer Kenntnis und Klarheit.
Slavoj Zizek, geb. 1949 in Ljubljana, Slowenien, ist Philosoph und Psychoanalytiker sowie Leiter des International Center for Humanities, Birkbeck College, University of London. Zahlreiche Publikationen in (fast) allen Sprachen.
Erik M. Vogt, geboren in Oberösterreich, ist Gwendolyn Miles Smith Professor für Philosophie am Department of Philosophy des Trinity College in Hartford, USA. Er ist an der Universität Wien habilitiert und unterrichtete u. a. an der Loyola University in New Orleans ebenso wie am Wadham College in Oxford (England) und an der Universität Wien.
Autor u.a. von Zugänge zur politischen Ästhetik (Turia + Kant), Sartres Wieder-Holung (Passagen Verlag); (Co-)Herausgeber von Was heißt Kontinentalphilosophie?; Derrida und die Politiken der Freundschaft; Über Zizek; Über Sartre; Derrida und Adorno; Monstrosity in Literature, Psychoanalysis, and Philosophy sowie Jean-Paul Sartre und Frantz Fanon (alle bei Turia + Kant).
Das Original erschien als Vorwort der zweiten Auflage von ›For They Know Not What They Do‹ bei Verso Books.